Franken-Szene: J.B.O. im Serenadenhof - "11"-Interview

Franken-Szene: J.B.O. im Serenadenhof – „11“-Interview

FrankenSzene by Madders/feat Alois C. Braun

Der Regensburger Musiker, Fotograf, Journalist Alois C. Braun traf beim ROCKAVARIA-Festival in münchen diefränkischen Klamauk-rocker J.B.O. aus Erlangen. Foto: Sandra Eichner

Der Regensburger Musiker, Fotograf, Journalist Alois C. Braun (2.v.l.) traf beim ROCKAVARIA-Festival in München die fränkischen Klamauk-Rocker J.B.O. aus Erlangen. Foto: Sandra Eichner

Harte Musik und jede Menge Witz

J.B.O. im Interview zum neuen Album „11“ / Comedymetal at it’s best

von Alois C. Braun

„11“ heißt die neue CD von J.B.O. – erneut eine Ansammlung von herrlich witzigen Texten, packender Rockmusik und jeder Menge Comedy. Nach ihrem Auftritt beim Rockavaria-Festival jüngst in München begab sich Alois C. Braun in die Tiefen des Olympiastadions und sprach in direkter Nachbarschaft zu den Gardeoben von „Powerwolf“ und „In Extremo“ mit Gitarrist Hannes „G. Laber“ Holzmann. Thema war dabei nicht nur die neue CD von J.B.O. Zunächst übernahm Hannes aber aus dem Nichts die Wortführung.

J.B.O eröffneten das Rockavaria-Festival am Freitag in München. Fotos: Braun

J.B.O eröffneten das Rockavaria-Festival 2016  in München. Fotos: Braun

Hannes: Dave Lombardo!

er-em-online: Damit ist eigentlich alles gesagt!

Genau, Dave Lombardo!

Die Essenz von J.B.O., der Höhepunkt dieses Interviews gleich zu Anfang. Ich bin begeistert. Wie sagte Stefan Remmler einst? Trio liefern den Höhepunkt eines Konzertes immer beim ersten Song. Denn nach dem Höhepunkt ist man immer herrlich relaxt. Jetzt auch bei diesem Interview, der Höhepunkt ist vorbei, alles ist total entspannt…

Genau, Dave Lombardo hätte sicher gut zu Trio gepasst. Er hat die beste rechte Hand der Welt.

Neben Trio und Lombardo gibt es aber noch eine weitere Größe im Musikgeschäft, über die wir heute reden:J.B.O.! Wie ist die Band entstanden? Habt ihr von vorneherein geplant Comedy mit Metal zu kombinieren?

Vito und ich haben uns Ende der 80er kennengelernt. Als wir für ein Newcomer-Festival in Erlangen geprobt haben, fiel uns auf, dass man nach dem zweiten Bier oft Scherze macht, die zwar gut sind, die man aber normalerweise nie auf der Bühne bringt. Wir haben es dann einfach durchgezogen und die ganzen Gags bei diesem Auftritt gebracht. Das hat uns und dem Publikum riesig Spaß gemacht. Wir haben den Wettbewerb auch gewonnen und danach diese Art der Performance beibehalten. Das Ganze wurde immer größer, sodass wir unsere anderen Bands dann aufgaben. Wir machten den Bock zum Gärtner, das Hobby zum Beruf.

Es gibt ja nicht viele Bands, die so eigenständig sind, die gar für ein eigenes Genre stehen, wie ihr.

Wir haben den deutschen Comedy-Metal erfunden. Natürlich gibt es auch Künstler, die uns aufgrund ihrer Witzigkeit inspiriert haben. Zum Beispiel Otto Waalkes oder die Rodgau Monotones. Ich kann heute noch die ersten Otto-Platten auswendig. Leider hat Comedy in Deutschland einen negativen Touch und wird nicht als Kunstform anerkannt! Wenn du die Leute zum Weinen bringst ist es Kunst, wenn du die Leute zu Lachen bringst bist du ein Blödel. Das ist grundfalsch. Ich finde, dass Otto ein genauso großer Künstler ist, wie etwa ein Herbert von Karajan. In Amerika ist das anders, da sind Stand-up-Comedians anerkannt und Superstars!

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Das Geschäft ist schnelllebig. Ihr seid aber schon lange an der Spitze dabei. Gibt es einen Grund dafür?

Ja, den gibt es! Wenn wir eine Show spielen, dann sind wir immer fit und geben unser bestes. Wir ballern uns nicht am Tag davor die Birne zu. Wenn bei der Show auch nur einer im Publikum ist, der nicht mitmacht, dann versuche ich auch ihn noch zu kriegen. Und ganz wichtig: Wir haben selbst einen riesigen Spaß an der Sache. Ich freue mich auf jede einzelne Show und meinen Kollegen geht es nicht anders. Und das merken die Leute.

Euer Stempel ist Comedy-Metal. Wenn man die Alben hört, ist da aber viel mehr an Stilen. Als Beispiel sei nur „Har Har Har“ von der neuen CD „11“ genannt.

Ja, klar haben wir auch andere Stile drauf. Aber mit der Bezeichnung „Comedy Metal“ kann ich sehr gut leben. Es hebt uns auch von Bands wie der EAV und anderen ab.

Kommen wir zu den Songs des neuen Albums. Zu „Wacken ist nur einmal im Jahr“ gibt es ja eine längere Geschichte…

In Bamberg gibt es die sogenannte „Sandkerwa“, drei Tage im Jahr. Die „Kerwas Band“ hat jahrelang ihren Song „Scheiß drauf, Kerwa ist nur einmal im Jahr“ gesungen. Irgendwann wurde das von Peter Wackel und Tim Toupet gecovert und „Malle ist nur einmal im Jahr“ daraus gemacht. Dieser süße Kerwasong wurde also total kommerzialisiert. Das ist die eine Geschichte. Die andere: was ist Wacken heute anderes, als der Ballermann für Metalfans? Das Festival ist ausverkauft, bevor jemand weiß, wer überhaupt spielt. Manche sind fünf Tage beim Saufen und Feiern am Campingplatz ohne sich auch nur eine Band anzuschauen. Das alles ist absolut legitim und in Ordnung! Aber irgendwie hat das schon was vom Ballermann und wir fanden es auch legitim, den Song nochmal umzudeuten und „Wacken ist nur einmal im Jahr“ daraus zu machen. Außerdem gibt es noch private Kontakte zu der Kerwasband und wenn die jetzt noch etwas GEMA bekommen, dann freut uns das (schmunzelt).

rockavaria2016-jbo - foto Alois C Braun

Im „Nürnberg Groove“ geht es in der ersten Strophe auch um den Club. Wie habt ihr den Nichtaufstieg verkraftet?

Ich persönlich habe den Nichtsaufstieg sehr schlecht verkraftet. Es wäre schön gewesen, wenn es geklappt hätte. Aber ich muss zugeben, dass Frankfurt einfach besser war. Und was will man da machen.

Im Song „Söderla!“ findet sich ein Knaller von Wortspiel. „Die Zeugen Seehofers“ (anstatt Jehovas) werden da erwähnt. Wem fällt sowas ein, absolut gleicher Wortklang?

(lacht) Dieser spezielle Ausdruck ist von mir. Der Text an sich ist aber von Ralph, unserem Bassisten. Er hat auch die Musik dazu geschrieben und, das ist kein Witz, er war wirklich mit Markus Söder in der Schule! Und sie sind auch zusammen durch die Südstadt gefahren und haben miteinander Fußball gespielt. Und als sie dann in die Pupertät kamen und sich die Persönlichkeiten ausbildeten, drifteten sie etwas auseinander (lacht). Ralph entwickelte sich zum heutigen Ralph und Markus Söder halt in die andere Richtung.

„Panzer Dance“ klingt schon etwas ernst…

Das Original des Songs, der „Burger Dance“ ist von D.J. Ötzi. Er besingt darin McDonald, Kentucky Fried Chicken und Pizza Hut. Alle drei gehören zum selben Konzern. Das heißt, jemand hat Geld ausgegeben, um in diesem Song auf infame Weise Werbung für diese Firmen zu machen. Mit dieser eingängigen Melodie erreicht das Lied vor allem auch die Kinder und das ist der Gipfel der Kommerzialisierung. Wir finden so etwas zum Speien! Deshalb wollten wir das persiflieren und haben den „Panzer Dance“ mit dem Text über die Waffenfirmen daraus gemacht. Die Willkommensgesellschaft schimpft auf die Nazis, die Nazis schimpfen auf die Flüchtlinge, aber die Ursachen des Übels liegen ganz wo anders. Die Rüstungsfirmen verdienen sich an dem Elend dumm und dämlich und scheißen auf Menschenleben und all die Not. Deshalb hat dieser Song sehr wohl einen ernsten Hintergrund. Auch wenn er fröhlich und infantil klingt, aber man muss nicht gleich voll betroffen sein. Ich denke wir haben ohne erhobenen Zeigefinger dieses Thema in den Song gepackt.

Gibt es noch etwas, das du zum neuen Album sagen willst?

Sportlich: 25 Jahre J.B.O. - am 21. Novemer spielen sie in der Posthalle Würzburg

Sportlich: 25 Jahre J.B.O. – am 11.7. stellen sie im Serenadenhof in Nürnberg ihr neuestes Werk „11“ vor.Beginn ist um 19.30 Uhr

Nun, es ist nicht nur das beste Album, dass wir je gemacht haben. Nein, es ist sogar das beste Album das überhaupt jemals aufgenommen wurde (lacht). Im Ernst: Unsere Zielvorgabe für die CDs ist immer, dass sie so klingen sollen, dass wir sie auch selbst kaufen würden. Wenn du zehn Leute frägst, bekommst du zehn Meinungen. Deshalb muss ein Album zunächst einmal so sein, wie wir es gut finden. Wir machen immer das Album, von dem wir uns wünschen, dass es existiert.