FrankenSpezial: Fee „Janis“ in China – Eine Reise für Mike
Der MADDERs freut sich ganz besonders, dass er auf seiner Seite einen persönlich gehaltenen China-Reisebericht der fränkischen Allround-Künstlerin Felicitas „Fee“ Kuhn aus Nürnberg veröffentlichen kann und darf – der Text und die Bilder dürfen nur mit Genehmigung der Autorin weiterverwendet oder zitiert werden, alle Rechte liegen bei Fee
FrankenSpezial by
Fee Kuhn –
Frankens Antwort auf die US-Kratzbürsten-Sängerin Janis Joplin
China-Rundreise Oktober 2015 – ein ganz persönlicher Reisebericht von Fee Kuhn
„Human kindness is overflowing, and I think it’s gonna rain today…“ Chris Farlowe sang diese Übernummer von Randy Newman am 4. Juni 1989 im Nürnberger Rührersaal. Für die Opfer des Massakers am Pekinger Tianmen-Platz, wie er sagte. Studenten hatten für Demokratie demonstriert, und die chinesische Führung hatte sie mit Panzern blutig in die Schranken gewiesen… Danach war es eigentlich klar, dass China als Reiseland ein absolutes No-Go war.
Nun, Deutschlands Politiker und Wirtschaft fanden ja bald wieder eine Annäherung an das „Reich der Mitte“, die „Jugend der Welt“ war zur Olympiade in Peking zu Gast. Und Mike sagte: „Die Große Mauer ist das einzige Bauwerk der Welt, das man vom Mond aus sehen kann – da will ich mal drauf stehen!“ Die Krankheit kam unseren Reiseplänen dazwischen.
So nahm ich mir vor, das Riesenland quasi für uns beide zu besuchen, im Rahmen einer geführten Studienreise, zusammen mit meiner Freundin Henny. Im Visums-Antrag musste ich übrigens ein gesondertes Formular ausfüllen, in dem ich versicherte, keine musikalischen Auftritte dort zu absolvieren.
Mein erster Eindruck: Wahnsinn, wie viele Menschen es dort gibt! Klar kennt man die Zahlen, aber wenn man es so mit eigenen Augen sieht, wird es erst so richtig bewusst. Und der Bauboom! Zwischen Shanghai und Yichang reiht sich praktisch eine Millionenstadt an die andere. Hochhäuser allerorten, niedrige, nur 20-stöckige Häuser werden pausenlos abgerissen und durch wesentlich höhere ersetzt… Da wachsen Millionen Menschen heran, die „Natur“ oder „Tiere“ nur vom Hörensagen kennen. Kein Wunder, dass sich an Feiertagen die Menschen in den wenigen verbliebenen Gärten oder Mini-Parks drängen.
„Das ist bestimmt eine ganz andere Welt?“ wurde ich daheim oft gefragt. Kann ich nicht bestätigen – die Chinesen sind ganz ähnlich drauf wie wir. Die städtische Jugend sehr modisch gekleidet – die Mädels im Manga-Style, sieht an ihnen sehr süß aus. Jung oder Alt kann keinen Meter ohne Smartphone zurücklegen, mit dem pausenlos telefoniert, gedaddelt oder fotografiert wird. Besonders beliebt sind natürlich Fotos mit „Langnasen“, um die höflich gebeten wird. Die Familie besitzt einen ganz hohen Stellenwert – und das Essen gehen mit derselben. Dazu wird Bier oder Reisschnaps getrunken, bei Feiern oft in beträchtlichen Mengen. Allerdings hat das Bier meist nur zwischen 2 und 3,5 Prozent Alkohol und schmeckt, nun, wie unser „Bleifreies“.
Die Yangtse-Kreuzfahrt sehr entspannend, vom Balkon der Kabine lässt sich bei sommerlichen Temperaturen die wunderbare Landschaft genießen. Endlich keine Hochhäuser – meist jedenfalls. Zwei Millionen Menschen wurden beim Bau des Drei-Schluchten-Staudamms umgesiedelt, und sie wohnen nun zumeist… richtig, in Hochhäusern entlang der Strecke. Aber meist sieht die Landschaft aus wie am Donaudurchbruch bei Weltenburg, nur eben viiiel länger und höher. Der Staudamm selbst ist über zwei Kilometer lang, eine Fünffach-Doppelschleuse und ein (von Siemens gebautes) Schiffshebewerk überwinden 180 Höhenmeter. Irgendwie fragt man sich, ob das Hybris ist oder Notwendigkeit beim Energiehunger eines Riesenvolkes. Eine technische Meisterleistung ist es ohne Frage.
Der Besuch der weltberühmten Terrakotta-Armee litt etwas unter dem trüben Wetter – die Krieger waren im Dämmerlicht der Halle schlecht zu fotografieren.
Und vom Weltraum aus hat man mich nicht auf der Mauer sehen können – die schöne Berglandschaft war in Nebel getaucht und ich selber sah auch nicht viel mehr als die Stufen vor mir. Sehr hohe Stufen übrigens – kniehoch teilweise. Aber der Mönch im Tempel an der Mauer zündete eine Kerze an für Mike und läutete dreimal das Gebetsglöckchen…
Am nächsten Tag wieder strahlender Sonnenschein, wo wir mit Zehntausenden freundlicher Chinesen den Kaiserpalast in Peking besuchten. Großartig, prächtig, wunderschön, atemberaubend – und was einem noch einfällt an Adjektiven… Und der Tianmen-Platz? Warum da ein Feuerwehrauto stünde, fragte eine Reiseteilnehmerin. Wegen der vielen Selbstverbrennungen, antwortete unser Reiseführer…Fee Kuhn
Eine Anmerkung noch von der Autorin: „Zur Relativierung in den beliebten Urlaubsländern Griechenland, Spanien und Portugal gab es Militärdiktaturen mit zig Tausenden von Toten – die Verantwortlichen wurden zum Teil noch immer nicht zur Rechenschaft gezogen.“
Das ist Fee, das macht Fee
Ex-Lehrerin, begeisterte Motorradfahrerin, Musikerin
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