Matthew’s Rock’n’Roll: Martin Barré – Mahrsbier & Tull-Musik im Bamberger Live-Club

Rock ’n‘ Roll by MATTHEW’s

 

Nachfolgende Stimmungs-Reportage  stammt vom Bamberger Fotografen und Musik-Journalisten  HELMUT ÖLSCHLEGEL. Er hatte sich einen Tag vor dem Konzert im Bamberger Live-Club mit Martin Barré (ehemals Jethro Tull)  & Band in der Domstadt getroffen

Martin Barré und Band spielten am 22. Oktober im Bamberger KLive-Club Jethro Tull. Foto: Helmut Ölschlegel

Martin Barré und Band spielten am 22. Oktober im Bamberger Live-Club Jethro Tull. Foto: Helmut Ölschlegel

 

Martin Barré und Band genossen im Maehrsbräu in Bamberg das fränkische Bier. Foto: Helmut Ölschlegel

Martin Barré und Band genossen im „Mahrsbräu“ in Bamberg das fränkische Bier. Foto: Helmut Ölschlegel

 

Rock mit Herz, Können und Power

Jethro Tull´s Martin Barré mit seiner eigenen Band im Live-Club

Nachdem es auf einer „Pup-Tour“ durch Bamberg im „Mahrsbräu“ Freibier gegeben hatte, schmetterte Dan Crisp kurz vor Mitternacht spontan ein paar Takte von „I Cry You a Song“ auf dem Domplatz, dabei sollte sein Auftritt im Live-Club erst tags darauf starten. So kam es dann auch und der junge Sänger aus dem Süden Englands spielte seine Rolle als „Minstrel in The Gallery“ einfach perfekt in der Band von Martin Barré, dem langjährigen Gitarristen von Jethro Tull. Seit zwei Jahren ist die Tull-Band allerdings Geschichte, denn der Mann, der der Rockmusik die Flötentöne beibrachte, wandelt auf einem Solotrip. Sein treuester Weggefährte Martin Barré war genötigt, eine eigene Band auf die Beine zu stellen, was ihm auch überraschend gut gelang. Nun heißt es, Jethro Tull ist tot, aber es lebe deren Musik!Martin4Barre+PatOMAay-OEL-2013

Eine Mischung aus jungen Musikern, wie dem dynamischen Drummer George Lindsey, dem groovigen Bassisten Greg Harewood und dem charismatischen Sänger und akustischen Gitarristen Dan Crisp imitiert keineswegs die alten Tull-Songs, sondern drückt ihnen ihren eigenen Stempel auf. Während sich Ian Anderson heutzutage stimmlich in die Höhen hineinquälen muss, schafft es Crisp scheinbar mühelos, den richtigen Ton zu treffen und ausdrucksstark die Lok am Dampfen zu halten: „Lokomotive Breath“ – dieser Song musste einfach sein, auch heute noch!

Im "Stilbruch" in Bamberg gab es für MADDERS-Autor Helmut Ölschlegel (r.) und Martin Barré  Kürbissuppe.

Im „Stilbruch“ in Bamberg gab es für MADDERS-Autor Helmut Ölschlegel (r.) und Martin Barré Kürbissuppe.

Doch lebt die deutlich verjüngte Bandbesetzung keineswegs nur aus der Substanz vergangener Tage. Neue Songs mit aktuellen Sounds, eingebracht auch von dem französischen Gitarristen irischer Abstammung, Pat O´May, der Martin Barré bei der Produktion der Celtic Rockopera „Excalibur“ kennen und schätzen lernte, beleben und bereichern das Repertoire auf kreative Weise. Vom Nu-Metal her kommend, sorgte O´May für eine härtere Gangart bei manch einem Song, den man von Tull noch ganz anders im Ohr hatte: „Don´t Want To Be A Fat Man“ als Heavy Metal Statement mit nachdrücklicher Überzeugungskraft.Martin6Barre+PatOMAay-OEL-2013

Dazwischen gab es aber auch leisere Passagen. Aus dem kongenialen Zusammenspiel der drei Gitarristen erwuchs sich der Verzicht auf Keyboards. Als vor wenigen Tagen Saxophonist und Flötist Frank Mead von Bill Wyman für dessen Rhythm Kings abgeworben wurde, verzichtete man auch noch auf die Flötentöne. Dies ließ ebenfalls so manch alten Tull-Song in neuem Licht erscheinen. Aus „Thick“ wurde „Thin As A Brick“, verschlankt, aber immer noch vielschichtig. So exakt die mehrstimmige Gitarrenarbeit, so bemerkenswert auch der fein abgestimmte Chorgesang bei dem ein oder anderen Folksong, der ins abwechslungsreiche Programm eingeschoben wurde. „Martin´s Jig“ kam dem Motto der aktuellen akustischen Solo-CD „Away With Words“ entsprechend auch einmal ohne Gesang aus.

Immer wieder wurden im Live-Club die vorwiegend älteren Tull-Fans von neuen Klangfarben und außergewöhnlichen Saitensprüngen überrascht. Insbesondere wenn Martin Barré auf seiner PRS-Gitarre seine Kabinettstückchen zeigte und mit Pat O´May zweistimmig exakte Arpeggio-Arkaden zauberte – „A New Day Yesterday“ mit Twin-Guitars. Als Zugaben erklang mit „Still Loving You Tonight“ eine Liebeserklärung an die Stadt und ihre Fans und natürlich das Schnauben der Lokomotive mit dem unverwechselbaren Gitarrenriff für die Ewigkeit. Im kommenden Jahr soll es eine Akoustik-Tour geben.

Text und Fotos: Helmut Ölschlegel