Matthew’s Rock’n’Roll:Umjubelter Bryan Ferry – auch Fürstin Gloria rockte im Zelt ab
Rock n Roll by MATTHEW’s
Es gibt Momente im Rock ’n‘ Roll-Leben, da fällt man Entscheidungen spontan aus dem Bauch. Das ist gut so – und man landet einen Volltreffer. Vielleicht ist es auch das gewisse Gespür. Rock ’n‘ Roll Matthew’s (Schwabach) ist es am 3. Juli passiert. Ein eher flüchtiger Blick auf das Tollwood-Programm München 2013, ein Anruf dort und Nachfrage nach Abendkasse-Karten. Ab ins Auto (165 Kilometer einfach, kein Stau!!) und genießen. 90 Minuten lang. Der Grund: Ex-Roxy Music-Frontmann Bryan Ferry war zu Gast. Mit Band, samt hübschen Sängerinnen wie eh und je und einem 15-köpfigen Orchester. Der 67-jährige alte Dandy ließ im Zirkuszelt wahrlich die Puppen tanzen und brachte die Pop-Knutsch- und Party-Gesellschaft Ü50 ordentlich in Erregung und Ekstase.Voll Mittendrin dabei Fürstin Gloria.
Ferry’s einzige Konzert in Deutschland. In München war es fast ausverkauftes Zelt, tags zuvor in Wien die ausverkaufte Staatsoper. Location, was soll es. Ein hochinteressanter, kurioser und brillanter Abend, der nach 90 Minuten zu Ende war. Kurz nach 22.00 Uhr.
Ferry, der Rock‘ n‘ Roll-Schwerenöter im Verbund mit Band und Orchester, dass muss man erst einmal so hinkriegen. Bandleader Colin Good zerpflückte zu Beginn die Roxy-Klassiker „Do the strand“ oder „Avalon“ in alle Swing-Jazz-Einzelteile, weitere zwei Lieder durfte er die Fans auf Ferry einstimmen und dann kam ER! Lässig, verschmitzt lächelnd, cool und stets auf Ballhöhe. Funk, Disco, Latin Lover Witwen- und Seelentröster, Bryan kann alles, vor allem die Ladies um jeden Finger wickeln. Um wirklich jeden. Und aus einem eher spröden, schlichten, düsteren n Zirkuszelt ein Tollhaus machen. Senioren-Dancefloor mit grandiosem Finale. Dekandenter Charme gepaart mit Gesangs-Wollust. Curtis Mayfields „Move on up“ der Rausschmeißer. Davor der Sam&Dave-Klassiker „Hold on I’m coming“. Dazwischen, na ja, lauter Perlen. Bob Dylans „Knockin‘ on heavens door, „Love is a drug“, „Smoke get’s in your eyes, „Jealus guy“ oder „A hard rain’s gonna fall“ und und und. Beifall ohne Ende, Begeisterungstürme in Orkanstärke. Ein denkwürdiges Ereignis.
Im Vorprogramm konnte einem schon warm ums Herz werden. MarieMarie, Popsternchen, smart und cool und doch ein wenig schüchtern, stimmte gut ein, so dass Ferry danach während seiner Show auch artig gratulierte, von einem „großartigen Auftritt“ sprach. Und sich generös sich hinterher zu einem gemeinsamen Foto mit der Sängerin stellte. Der Bauch hat richtig entschieden, bescheiden und trostlos allerdings die Abendkassen-Eintrittskarte, nichts für Sammler, eher was für die Wegwerf-Generation. Schade, das war der einzige Wermutstropfen. Aber Ferry, noch immer ein ganz Großer seiner Zunft!
P.S. Am 6. Juli spielt Ferry beim Love Suspreme Festival in Lewes, East Sussex.
E-Weerk, 2. Juli. Ich genoss Helene Fischer in der Eis-Arena in Nürnberg (siehe auch Matthew’s Rock n Roll, 3.Juli), der Bamberger Journalist und Fotograf und Kumpel Helmut Ölschlegel genoss im E- Werk in Erlangen zur gleichen Zeit „Rhythmus und Ruhe“ mit Glen Hansard & Lisa Hannigan. Hier sein Bericht.
Die Intensität und Dynamik ist kaum zu überbieten, mit der Glen Hansard ,sowohl im Film, als auch auf der Bühne, als Person und Musiker präsent ist. Dies zeigte sich auch bei seinem ersten Auftritt im proppenvollen Saal des E-Werks in Erlangen. Sympathisch auch, dass Hansard einige Mitglieder seiner eigenen Band für den Support-Act Lisa Hannigan zur Verfügung stellte. Die zierliche irische Sängerin mit akustischer Gitarre und Mandoline verstand es, mit wenigen Akkorden zu glockenklarer Stimme ein Maximum an Gefühl zum Ausdruck zu bringen und so das Publikum auf einen ganz besonderen Konzertabend einzustimmen.
Erstmals in seiner über zwei Jahrzehnte währenden Karriere als Musiker u.a. bei The Frame und als Schauspieler in dem berührenden Film „Once“ mit dem Titelsong „Falling Slowly“, der mit einem Oscar prämiert wurde, trat Glen Hansard in Franken auf. Mit diesem Song begann er auch sein Konzert in Erlangen, ganz alleine ohne Mikrophon an der Bühnenrampe. Nach und nach kam die ganze Band samt Steichern und Bläsern hinzu. Der mittlerweile 42-jährige Ire lebt auf seinem aktuellen Solo-Werk „Rhythm And Repose“ und vor allem in der Live-Performance die Spannung zwischen Melancholie und Euphorie, sensiblem Feingefühl und emotionalem Ausbruch noch intensiver aus als bisher, wobei ihm das verbreiterte musikalische Spektrum dienlich ist. Faszinierend, wie er die Dynamik zwischen zarten akustischen Klängen und wilder Verrücktheit, zwischen Rhythmus und Ruhe, auslotet. Immer wieder entlockte er seinem alten Instrument mit einem eingebrochenen Loch in der Mitte neue Klangfarben in Korrespondenz zur kräftigen Stimme und den fein gewobenen Lyrics über das Meistern von Niederlagen, das Scheitern und Gewinnen im Leben – „You Will Become“. Das kann sich – zwischenzeitlich auch mit E-Gitarre – steigern, bis in „The Storm, It´s Coming“ die warme Stimme brüchig und das Instrument dazu exzessiv malträtiert wird. Was auf Platte einige Frames-Kollegen sowie Musiker aus den Bands von Bob Dylan, Leonard Cohen, Bruce Springsteen und Bon Iver bewerkstelligen, leisteten die insgesamt zehn Begleitmusiker auf beeindruckende Weise.
Als am Ende das Publikum den Begleitchor bildete, entstand eine enge Verbindung zwischen dem Auditorium und den Musikern auf der Bühne. Die Zugabe wurde wie eine Klammer vom Beginn des Konzerts zum Ende echt unplugged geboten, wobei auch Lisa Hannigan sich wieder einreihte. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können – faszinierend, intensiv und emotional!Text und Fotos: Helmut Ölschlegel
5. Juli, Nürnberg : Zu guter Letzt: Franken-Derb-Dialektiker Nummer eins, der Bembers, eröffnet das Südstadt-Fest in Nürnberg um 20 Uhr. Am 28. September rockt er dann die Meistersingerhalle in Nürnberg.
5. Juli, Bad Mergentheim, Schlosspark, 20 Uhr): Wer sich an den Dire Straits-Klängen und Liedern nach wie vor nicht satt hören kann, sollte sich nach Bad Mergentheim, zum Schloss, aufmachen: Mark Knopfler schaut vorbei – und lässt seine „Sultans “ kraftig swingen. Garantiert keimfrei.
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