Schwabach-Ortung: „athletics“ heiß diskutiert – Action Painting im Apothekersgarten
Ortung by MADDERS
Die Ortung VIII wird ein voller Erfolg, bereits jetzt zeichnet sich, sechs Tage nach der Eröffnung, dieses Fazit ab. Am vergangenen Sonntag stürmten 1832 Personen die Ausstellung alleine in den Räumen des Rathauses, ihre Freude darüber postete Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero auf „Facebook“.
Der MADDERS war ebenfalls am Sonntag – ohne Führung – unterwegs. Was den ersten Preis anbelangt, teilt er nicht die stürmische Würdigung der Laudatorin Barbara Leicht über Atletics“ der grieischsichen künstlerin Eleni Papaioannous in de Turnhalle des ehenmaligen Deutschen Gymnasiums. Er denkt da beim Anblick eher an gräßliche Turnstunden zurück, und meint persönlich zum Siegerwerk: überzüchtete Kunst. Er war, zumindest am besagten Sonntag, mit seiner Meinung wohl nicht alleine, die Resonanz von „vox populi“ auf das „Raumwerk“ von Eleni fiel, im Vergleich zur Laudatorin, eher bescheiden aus. Vielleicht war ja bei der Entscheidungs-Findung griechischer Solidaritäts-Übereifer oder ein Gläschen Ouzo zuviel oder sonst etwas im Spiel gewesen (spaßig gemeint!!!)
Nebenan hat MADDERS das Werk der Bildhauerin Angelika Summa, im idyllischen Seminargarten wesentlich mehr entsprochen, oder das Werk von Rolf Blume in der Alten Mälzerei (Station 14) oder der Stein mit Goldrand von Matthias Bischoff (Station 14) oder auch das Werk von Renate Gehrcke auf dem Dachboden des Kehrbach-Hauses in der Nördlichen Ringstraße (Station 27). Ganz klar mehr Publikums-Wertschätzung bekam die Liegende von Ae Hee Lee (das Motiv war sogar bei Tagesschau Online der optische Hauptblick gewesen), aber über Kunst lässt sich streiten und sie ist und bleibt Ansichtssache/nicht nur bei Athletics“.
Die Würdigung der Ortung VIII überlässt der MADDERS einer fränkischen Musik-Ikone, die sich auch der Malerei widmet: Fee Kuhn, die in vielen Musik-Projekten in Franken tätig ist und als Janis Joplins Franken zu Ehren kam. Fee Jahrgang 1954, war viel in Schwabach in den 80ern und 90ern unterwegs und kennt ein paar Ecken. Ihr aktuelles Musik-Projekt heißt „Roots T Band“ mit Carribbean Crossover. zu sehen und hören am 15. November im „Jungeggers“, Limbacher Straße 57 in Schwabach.
Zum achten Male findet heuer der Kunstparcours durch die Schwabacher Altstadt statt. Von kleinen Anfängen hat sich das Projekt zu einem europäischen Ereignis gesteigert – 252 Künstler haben sich beworben, 20 wurden ausgewählt, Kunstwerke mit dem Bezug „Gold“ zu erschaffen. Schwabach, die Goldschlägerstadt, der Bezug ist klar. Südostasien-Reisende, die dort die herrlichen, mit Blattgold vergoldeten Tempeldächer bewundern, wissen selten, dass das Material aus Schwabach stammt… Die „Ortung“ selbst gleicht einer Schatzsuche: Auf der Jagd nach den Kunstwerken begibt sich der (Be)Sucher, ausgestattet mit einer „Schatzkarte“, in dunkle Keller, über wackelige Stiegen hinauf in alte Dachböden, in die Synagoge, in die Kneippanlage, in diverse private und öffentliche Räume. Und die Kunstwerke? Farbe auf Leinwand = Gemälde, mit Hammer und Meißel an ein Stück Stein oder Holz = Bildhauerei, diese Definition erfüllen nur wenige der ausgestellten Werke. Stattdessen dominieren „Installationen“, geschaffen für und angepasst an den jeweiligen Ausstellungsort: Da legt ein aus Wohlstandsmüll erschaffenes Piratenschiff (Gaby Taplick) an der Schwabach an, da steht ein der Mikwe, dem jüdischen Ritualbad, nachempfundenes Goldkugelbad in der Synagoge und ermuntert die Besucher zum fröhlichen Untertauchen (Barbara Engelhard), und in der alten Mälzerei lädt der witzige, von Rolf Blume aus Haushaltsgeräten erbaute „Finder“ zur Erforschung der eigenen Kreativität ein. Aber auch Werke aus den herkömmlichen Bereichen der Schönen Künste gibt es (noch): Matthias Bischoffs aufgebrochene und von innen zum Leuchten gebrachte Steinstelen im Keller Pinzenberg 1 sowie sein Granitfindling auf der Wöhrwiese – wunderschön, wie die irdisch-schwere Materie mit dem überirdisch-goldenen Leuchten kontrastiert.
Stark auch „Der goldene Spiegel“ – malerische Facetten über ein exemplarisches Fenster in Schwabach, zu bewundern in der Galerie Gaswerk. Stundenlang betrachten könnte man die Kugelschreiberzeichnungen mit Blattgoldhöhung von Lars Herrmann – ein wilder Trip ins Unterbewusstsein, ganz ohne Drogen.
Noch bis zum 25. August hat man Zeit, sich auf dieses spannende Abenteuer einzulassen. Egal, ob mit ca. dreistündiger Führung oder auf
eigene Faust mit dem am Marktplatz erhältlichen Gratisplan, womit man sicher auch Kids zur Schatzsuche motivieren kann – entgehen lassen sollte man sich die Sache nicht. Auch wenn das eine oder andere Kunstwerk eventuell Ratlosigkeit hervorrufen könnte. Eine Besucherin in der Direktorenwohnung des alten DG, einen Kehrichthaufen in einem leeren, nicht zur Ausstellung gehörenden Zimmer betrachtend: „Und was sagt dieses Werk aus?“
Fee Kuhn
ORTUNG-SERVICE
Erfrischungstuch: Gratis
Mineralwasser: 2 Euro /Mit jedem Schluck unterstütz man die Kunstauktion
Schneekugeln: 10 Euro/200 Stück werden als Limited edition angeboten
Führungen : 4,50 Euro (Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei) – Treff: Gold-Mobil am Rathaus, täglich zweimal: 14.30 und 15.30 Uhr, samstags und sonntags zusätzlich um 11.30 Uhr.
Das Kulturamt weist auf zwei weitere Aktionen imRahmen der Ortung am kommenden Wochenende hin:
16. August: Action Painting Performance im Apothekersgarten (ab 17 Uhr) mit Gastkünstler Sergej Andreevski aus Skopje Mazedonien;
17. August: „Garten Eden“ Eine Einladung ins Paradies ist die Performance „Malus“, mit der die beiden Gast-Künstlerinnen Daniela Jüttner und Stephanie Löw die Besucher der Kunstbiennale Ortung verzücken wollen. Der Durchgang des Torbogens zum Altstadthof, direkt am Schwabacher
Marktplatz, ist gesäumt von üppigen Bäumen, die goldene Äpfel tragen. Zudem verbreiten prächtige Blumen ihren Duft
und ein ausgelegter Rasen lädt die Besucher ein, die Oase zu betreten.
Die hohe Symbolkraft der Installation mit ihren Bezügen zum Garten
Eden und dem Sündenfall Adam und Evas bricht an dieser Stelle mit der
biblischen Geschichte – mehr wird nicht verraten. Die Performance von Daniela Jüttner und Stephanie Löw ist in ihrer Interpretation bewusst offen gelassen.
Weitere Infos: www.schwabach.de/kultur/
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