Smokestack Lightnin-Spezial:Bela B, Preise&das Leben

smokestack und bela

Smokestack und Bela im Rahmen ihrer kürzlichen, erfolgreichen Club-Tour. Foto: scissabob.de/Smokestack Lightnin

SmokestackLightnin by MADDERS

Jahrelang nahm die (fränkische) Öffentlichkeit keine oder wenig Notiz von der Schwabach-Nürnberger Alternativ-Country-Band  Smokestack Lightin‘, jetzt prasseln auf einmal Auszeichnungen und Einladungen auf die Gruppe um Mastermind Bernie Batke hernieder. Am 11. November wurde die Gruppe mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg geehrt, am 24. November wird Batke im Luna-Kino (11 Uhr) in Schwabach mit dem Kulturmeterpreis der Bündnis 90/Die Grünen ausgezeichnet und vom 31. Dezember auf den 1. Januar 2014 bekamen Smokestack Lightnin eine ehrenvolle Einladung zum Silvestival der Stadt Nürnberg. (Auftritt im K4  – o.30 bis 2 Uhr).  Zudem haben die Smokestacks gerade eine sehr erfolgreiche Club-Tournee mit Bela B, Schlagzeuger der „Die Ärzte“, hinter sich. Gründe genug für Schwabach-Madders (Matthias Hertlein ), einmal SL-Chef Bernie Batke auf den Zahn zu fühlen. 

Am 14. Oktober im Irish Pub in Schwabach: Smokestack Lightnin'. Foto: Hertlein

Spielten am 14.November im Irish Pub in Schwabach: Smokestack Lightnin‘. Foto: Hertlein

 

 

MADDERS: Wie begann  alles und wann?

BERNIE BATKE: Der Michael Kargel, unser Schlagzeuger und ich sind uns nicht ganz sicher, ich glaube es war 1995. Wir beide hatten schon mit 16 Jahren in Rockabilly-Bands angefangen, dann ab 1989 bei den Brewsters gespielt.  Nach 6-7 Jahren hatten wir es satt, immer nur Rock n Roll und Rockabilly zu spielen. Mikey und ich wollten uns musikalisch weiterentwickeln.
 
Wie ging es dann weiter?
 BATKE: Wir haben uns damit befasst, was die Hereos der 50er Jahre so in den 60ern gemacht hatten. Viele der Leute, die z.B. bei Sun-Records unter Vertrag standen, sind in Richtung Country gegangen. Ganz wichtig für uns war Carl Perkins, ein wahnsinnig guter Gitarrist, aber im Vergleich zu Elvis, Jerry Lee Lewis etc., kein herausragender Sänger. Er hat Rock ’n‘ Roll, Country und ein bisschen Funk verbunden, das hat uns imponiert. Und dann haben wir  Frieder Graef kennengelernt und der hat uns angerufen, weil ein Autohaus in Schwabach eine Präsentation machte und eine Country-Band wollte. Dann haben wir einmal geprobt, Country-Standards wie „Ghostriders in the sky“ oder Johnny Cash-Sachen.  Das hat gut geklappt, wir sind zusammen geblieben und haben Smokestack Lightnin‘ gegründet.
Ihr seid dann direkt durchgestartet, oder?
BATKE: Das kann man nicht behaupten. Uns hat die ersten zwei Jahre fast niemand gebucht. Wir waren nicht Rock ’n‘ Roll und außerhalb dieser Szene hatte damals niemand Bock auf Country. Da mussten wir Sitzfleisch beweisen.
Wie war es dann mit Plattenaufnahmen und dergleichen, wann begann diese Geschichte?
 BATKE: 1998 kam eine EP auf Vinyl heraus, die haben wir mit Benno Baum in Nürnberg aufgenommen und hieß „Girl on the billboard“. Dann ging es in der Szene in Europa. In Antwerpen entstand dann 1999 unser erstes Album „Soulbeat“ in Zusammenarbeit mit dem Roots-Produzenten/Gitarristen Walter Broes. Daraus entstand eine lange Freundschaft, die sogar dazu führte, dass wir Walter letztes Jahr für die Bela B-Produktion mit ins Studio nach Hamburg geholt haben. Und mit der Veröffentlichung von „Soulbeat“ ging’s mit der Band ab 2000 eigentlich international  erst so richtig los. Die Urbesetzung der Band damals waren : Frieder Graef, Mikey Kargel, Wolfgang Bub und ich. Im Laufe der Jahre hat das dann mehrmals gewechselt.
 
Personelle Rotation nennt man das….
BATKE: Oliver Stangel, Jochen Pfister, Dirk Hess waren die Nachfolger von Gründungsmitglied Bub. Frieder Graef war bis vor zwei Jahren seit Gründung immer dabei und wurde erst jetzt von André Langer abgelöst. Mikey und ich sind immer noch am Start. Na ja, 18 Jahre Bandgeschichte halt…
 
Jüngst hattet Ihr eine sehr erfolgreiche Club-Tournee mit „Ärzte“-Schlagzeuger Bela B, wie war das, so mit dem Promi unterwegs zu sein?
 BATKE: Einfach klasse. Im April 2014 kommt die Platte heraus, im Mai dann eine größere Tour. Geplant sind ca 20 Shows und ein paar schöne Festivals im Sommer. Wir freuen uns total drauf. Die Leute, die da am Projekt mitarbeiten, die Crew, das sind alles Spitzenleute. Die waren schon mit Tokio Hotel, den Ärzten oder auch Rammstein unterwegs.
 
Ein Blick ins Nähkästchen, wie kamst Du mit Bela zusammen?
 Bernie und Bela - zwei sehr gute Freunde auf Augenhöhe - im K 4

Bernie und Bela – zwei sehr gute Freunde auf Augenhöhe
BATKE: Wir haben 2008 ein Album bei Hazelwood in Frankfurt aufgenommen, war sogar mal Album der Woche bei Deutschland Radio Kultur. Bela ist halt Musikliebhaber und Kultur-Hörer. Er hat davon gehört und  dachte, die Band schaue ich mir mal an. Wir spielten im „Headcrash“-Club in Hamburg. Da kam er danach zum Merchandising-Stand und meinte, es gefiele ihm gut und wir müssten mal was zusammen machen. Da habe ich ihn ausgelacht und gesagt,er soll sich halt einfach mal melden.
 
Klingt ja sehr spannend, er hat sich offensichtlich gemeldet…
 BATKE: Ich dachte, ich höre nie mehr etwas von ihm. Drei Monate später ist er auf Tour für seine neue Platte „Code B“gegangen und hat uns als Vorband mitgenommen. Da waren wir bei zehn Terminen Deutschland weit dabei. Da hat man sich eigentlich erst richtig kennen gelernt und daraus ist eine richtig gute Freundschaft geworden. Bela hat einen komischen, aber interessanten Musik-Geschmack. Es geht von KISS bis hin zu alten Rockabilly-Sachen, es ist strange, was er so anschleppt. Die Tour war 2009 und dann kam bei ihm die Idee so auf, ne Platte mit seinen neuen Songs zu machen,musikalisch geprägt von unserem Stil. Die Scheibe kommt eben 2014 heraus. 
 
Beschreib mal Euere Stilrichtung, Americana ist der Begriff, oder?
 BATKE: Es ist halt alte amerikanische Musik, stilistisch eingefangen Country, Folk, Soul, Blues. Elvis, Cash, Tony Joe White spielen da mit rein.
Smokestack Lightnin' auf einem Höhenflug, werden am 11. novemebr mit dem Kulturpreis der stadt Nürnberg ausgezeichnet. Foto Hertlein

Smokestack Lightnin‘ auf einem Höhenflug, sie  erhielten am 11. November den Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. Foto: Hertlein

Was hörst Du derzeit so für eine Musik?
BATKE: Ich habe eine amerikanische Songwriterin, Eileen Juwel, ausgegraben, die habe ich erst kürzlich entdeckt.
Wenn man so zurück blickt, hat sich der ganze Aufwand in all den 18 Jahren gelohnt?
 BATKE: Für mein Herz, für meine Befriedigung, für meine Lebensqualität ja. Finanziell ist das so eine Sache. Smokestack Lightnin‘ ist kommerziell etwas schwierig zu vermarkten. Keiner von uns kann von der Band alleine leben. Unsere Freunde von „The BossHoss“ haben uns viel unterstützt, auf Tour mitgenommen und beraten. Wir machen halt keine Schubladen-Musik, unsere Musik kann man nicht wirklich einem bestimmten Genre zuordnen.
 
Da gibt es ein weiteres Slackwax-Projekt, mit Peter Hoppe zusammen, da bastelt Ihr Filmmusik  und Musik für Werbespots
BATKE: Mit Slackwax machen wir seit Jahren Werbespots für BMW, Mercedes Benz , Mini Cooper. Außerdem Filmmusik für Produktionen wie „Wüstenblume“, „Hilde“, „Sommer in Orange“ und einiges mehr. Aktuell haben gerade eine Stück für die Charlotte Roché-Verfilmung „Schossgebete“ gemacht und arbeiten momentan am Soundtrack zu „Da muss Mann durch“. Ein richtig guter Job für deutsches Erfolgs-Kino.
 auf facebook erkennbar glück und relaxt: Das Club-Paket um Ärzte-Schlagzeuger Bela B (Mi.), den Smokestacks und Petra Devlin.
Auf Facebook erkennbar  relaxt: Das Club-Paket um Ärzte-Schlagzeuger Bela B (Mi.), den Smokestacks und Petra Devlin.
Und weiter?
BATKE: Mit Slackwax sind wir in die Produktion der Band „The Baseballs“ reingerutscht. Die machen gerade ein neues Album und wir wurden gefragt, ob wir Bock haben, ein paar Songs zu produzieren. Das ist für als ‚alter Rock ’n‘ Roller natürlich ein super Job. Auftraggeber ist in diesem Fall WARNER MUSIC, für uns also ne Major Label-Produktion – super! Ein Schritt nach vorne , absolut.
Schwabach, Nürnberg, die Region entdeckt auf einmal Smokestack Lightnin. Bist Du überrascht?
 BATKE: Erstaunlich, so nach 18 Jahren. Es  erfreut mich total. Es gibt im Großraum Franken durchaus ein paar Kunstschaffende und da auch bemerkt  und honoriert zu werden, bei dem was man macht, das ist echt very nice.
Silvester ist privat im Eimer mit Euerem Auftritt bei Silvestival 2013 der Stadt Nürnberg.
 BATKE: Ich habe die letzten 20 Silvester genau 1x frei gehabt, das ist nun mal die bestbezahlte Nacht im Jahr.Da bin ich eigentlich immer ganz froh, wenn ich einen Auftritt habe.
 
Der Kulturmeter-Preis der Bündnis 90/Die Grünen in Schwabach geht 2013 an Bernie Batke….
BATKE: Das freut mich auch ungemein. Das hat mich noch mehr überrascht, als der Kulturpreis in Nürnberg. Schön, zwei Sachen so kurz hintereinander. Beim Anruf von Grünen-Chef Klaus Neunhoeffer dachte ich erst, das bezieht sich auch auf Smokestack Lightnin‘.
Wie sieht denn ein Musik-Profi den Aufstieg eines Lederhosen-Rockers wie dem Österreicher Andreas Gabalier, der kometenhaft mit seiner rustikalen Schlagermusik nach oben schoss und omnipräsent ist, auf allen Spielwiesen? Große Hallen, Arenen füllt?
 BATKE: Ich verurteile nicht denjenigender das macht, sondern den, der das kauft. Jeder versucht Geld zu verdienen. Wenn er die Möglichkeit sieht und bereit ist, sich dafür dem Markt anzupassen. Soll der das machen. Die Leute müssen seine Scheiben ja nicht kaufen. Jedem Künstler steht  es frei,zu machen, was er will.
Gefeierte Stars beim Brückenfest 2012 in Nürnberg:Smokestack Lightnin'. Foto: Berny Meyer

Gefeierte Stars beim Brückenfest 2012 in Nürnberg: Smokestack Lightnin‘. Foto: Berny Meyer

Was fehlt noch zum persönlichen musikalischen Glück?
 BATKE: Ich bin mein eigener Herr, ich mache nur das, worauf ich Bock habe. Wir sind in der glücklichen Situation, auch mal ein Werbeangebot ablehnen zu können, wenn es uns aus ethischen Gründen überhaupt nicht taugt. Der größte Luxus im Leben heutzutage ist der Faktor Zeit. Ich habe zehn Sachen im Kopf, die ich gerne machen würde. Ich will 2014  wahrscheinlich eine Platte in Nashville Tennessee mit Freunden von mir dort produzieren. Ob ich da was verdiene, ist mir egal, da habe ich einfach Bock drauf. In Nashville mit authentischen Ami-Typen zu arbeiten, die mich, den Batke aus Schwabach, fragen, ob ich mit ins Studio gehe – das freut mich schon sehr. Ich habe schon seit Jahren Solo-Pläne, ich will Sachen machen, die ich Laufe der Jahre geschrieben habe, ich würde gerne mit verschiedenen Leuten , die ich kenne, was machen. Aber vor allem natürlich Slackwax und Smokestack Lightnin‘ weiter voranbringen. Das Zeit-Management ist das schwierigste im Leben. Es bedarf viel Kopfarbeit. Und den muss man erst einmal frei haben.
 
Du spielt Kontrabass, das wohl geilste Instrument der Welt?
BATKE: Das finde ich nicht. Mir wäre es lieber, ein Harmonie-Instrument wie Klavier oder Gitarre zu können. In der Schule habe ich Klavier spielen immer gehasst. Heute suche ich mir auf der Gitarre ein paar Akkorde zusammen. Wenn ich da gut wäre, würde mir das im Studio weiterhelfen oder beim Schreiben. Aber natürlich liebe ich meinen Kontrabass.

Bernie Batke und Smokestack Lightnin' im Zellerhof. Foto: Uschi Kaiser-Biburger

Bernie Batke und Smokestack Lightnin‘ im Zellerhof in Schwabach – im Rahmen des Bürgerfestes 2013. Foto: Uschi Kaiser-Biburger