Franken-Szene: Marching for Gerd + Fee's NC-Hommage + Jennifer & Nora

Franken-Szene: Marching for Gerd + Fee’s NC-Hommage + Jennifer & Nora

FrankenSzene by MADDERS/rock-o-foto

 

Gerd Huke zu Grabe getragen – Beerdigung von Wendelsteins Festival-Macher 

Statt großerWorte -Impressionen von der Verabschiedung des einstigen Blues-Festival-Machers von Wendelstein, Gerd Huke. Am vergangenen Freitag auf dem Westfriedhof in Nürnberg. Eine Marching Band begleitete den 69-Jährigen auf seinem letzten Weg.Fotos: Matthias Hertlein

Wendelstein/Nürnberg  Es war ein schwerer Gang von der Aussegnungshalle zum Grab, eine Marching Band im New Orleans-Stil, angeführt vom NC Brown-Trompeter Udo Schwendler, ging voraus und spielte zum Finale „When The Saints Go Marching In“.

Rund 200 Freunde, Bekannte und Blues-Fans begleiteten am vergangenen Freitagnachmittag Gerd Huke auf seinem letzten Weg. Unter den Trauergästen waren auch Landrat Herbert Eckstein oder Wendelsteins ehemaliger Bürgermeister Wolfgang Kelsch. Gerd Huke, Erfinder und Macher des New Orleans Festivals in der Marktgemeinde, war am 29. Januar im Alter von 69 Jahren einem Krebsleiden erlegen (madders.de berichtete).
Promoter Dieter Nentwig (Barrelhouse Jazzband) aus Frankfurt lieferte als Moderator gefühlvoll Einblicke in Hukes Leben, ließ Freunde und Protagonisten kurz zu Wort kommen, wie Kelsch und Frankens Veranstalter-Ikone Peter Harasim. Dieser hatte eine kleine Foto- und Plakat-Ausstellung in der Aussegnungshalle inszeniert, auf Gerds Sarg unterschrieben Freunde, diverse Musiker schlugen sanfte Blues-Klänge an – ein würdevoller Musik-Abschied. Ein Beileidsschreiben des Münchner Star-Gitarristen und engem Huke-Freund Peter Schneider wurde verlesen.
Nentwig regte an, in Wendelstein eine Huke-Strasse, Gasse ihm zu Ehren und ob seiner Verdienste  einzurichten – oder einen Platz. Ex-Bürgermeister Keltsch hatte vor mehr als 30 Jahren Huke als Kulturchef installiert, dieser musste 2013 bekanntlich nicht ganz freiwillig gehen, neue politische Verantwortliche und neue ehrgeizige Musik-Pläne spielten da eine Rolle, wie Kelsch erinnerte: „Das hat ihm das Herz und die Seele gebrochen.“ Hukes Leidenschaft, sein Engagement für den Blues und Wendelstein bleiben in Erinnerung – „Sixteen Tons“,  ein sozialkritischer Folk/Countrysong von Merle Travis, jetzt gesungen von NC Brown-Sänger Reinhold Engelhardt, wurde Gerd Huke auf den letzten Weg mitgegeben. Und am Grab durfte Witwe Gabriele, so Gerds letzter Wunsch, noch eine selbst gedrehte Zigarette für ihn rauchen. Matthias Hertlein
Hommage von Fee Kuhn an die NC Brown Blues Band
Am 3. Februar trat  die legendäre fränkische R&B-Gruppe NC Brown Blues Band, zum dritten Mal mit der fränkischen Schriftsteller-Ikone mit brillanter Beobachtungsgabe, Klaus „Spezi“ Schamberger, auf. 2011 Heilbronn, 2012 Wendelstein und jetzt Markgrafensaal Schwabach. Bei  Gerd Hukes finalem Arbeitstag als Festival  waren die NC Browns und der „Spezi“ die letzten Festival-Gäste, darunter auch der leider auch viel zu früh verstorbene Keyboarder/ Klavierspieler Mike Kuhn, der Sänger und Entertainer  Reinhold Engelhardt zum NC Brown-Projekt geholt hatte. In Schwabach saß Ehefrau Fee in der fünften Reihe und verfolgte den Auftritt der fränkischen Heroen – und schrieb für „www.schwabach-madders.de“ exklusiv ihre Emotionen und Gefühle nieder . MADDERS.de sagt Danke!

NC Brown Blues Band – mehr als eine Band

Das fränkische Musiker-Ehepaar Mike und Fee Kuhn, hierzusammen auf der Burg Abenberg. Foto: Hertlein

„Bin echt gespannt, wie die Band mit Klavier klingt!“ Das war so ziemlich der erste Satz, den ich Anfang der 80er Jahre zu dem mir bis dato völlig unbekannten Mike Kuhn sagte. Gerade hatte ich erfahren, dass er anstelle des ausgestiegenen Rhythmusgitarristen Manni Pickel zu meiner damaligen Lieblingsband stoßen sollte. „Wie soll’s denn scho klingen – wie mit Klavier halt!“ – so die fränkisch-charmante Antwort meines späteren Ehemannes…

Die NC Brown Blues Band 2012 zu Gerd Hukes Finale in Wendelstein. Mit dabei Klaus Schamberger (4.v.l.) und Mike Kuhn (ganz  rechts). Foto: Matthias Hertlein

Noch heute fragen sich manche, meist jüngere, Blues-Epigonen, wie es diese Band schafft, in den fast 40 Jahren ihres Bestehens mit gefühlten 20 gecoverten Songs regelmäßig und mühelos Säle oder Biergärten zu füllen. Ohne Frage, die NC, gesprochen „Enzi“- wie sie von ihren Fans genannt wird, ist eine Institution. Eine charismatische. Wie sie dazu geworden ist?

Nun, erst mal natürlich durch ihre Musik. Blues kannte man in Franken ja schon durch die Martin Philippi Blues Band, von der ja etliche NC-Musiker stammen. Aber nun kam eine geballte Ladung Power dazu – ein fast schon punkiger Rock-Drive, der direkt ins Tanzbein fuhr.

Dazu die Musiker-Persönlichkeiten und die Band-Chemie. Besonders die schlagfertigen Chris Schmitt, Reinhold Engelhard und die unvergessenen Walti Schneider (b) und Dieter Riedel (tr) lieferten sich auf der Bühne in breitestem Fränkisch teils sehr persönliche und völlig spontane Wort-Duelle – das Publikum krümmte sich vor Lachen! Oft wurden sich Erlebnisse vom Gig des Vorabends um die Ohren gehauen. Das war Comedy vom Feinsten und bot dem geneigten Zuhörer gleichzeitig die Möglichkeit, am teils exzessiven Tourleben der Helden teilzunehmen. Sex, Drugs & Rock’n’Roll sozusagen, in ihrem Fall bestanden die Drugs hauptsächlich aus Bier, das jedoch in größeren Mengen. Einmal, vor einem Gig in einem kleineren Club, machte man klar, dass das Bier natürlich umsonst sein müsse. „Geht in Ordnung“, meinte der Wirt, „Ihr werdet ja nicht gleich 100 Bier trinken.“ Nun, es wurden dann über 120 Bierchen… Und Groupies gab es damals auch noch – ein schöner Brauch, heute leider fast ausgestorben.

NC Brown Blues Band im Markgrafensaal 2017. Foto: Hertlein

Klar, dass diese Band auf allen damals wichtigen Veranstaltungen auftrat: dem PLÄRRER-Festival des damals noch als subversiv geltenden Stadtmagazins, dem DKP-Fest, den großen Anti-Wackersdorf-Demos – nach einem Auftritt dort roch unsere Wohnung noch tagelang nach Tränengas, das sich in Kleidung und Equipment festgesetzt hatte… und vielen anderen mehr.

Eine spannende Zeit war das – nicht nur für die NC, auch für die Fans. Man war jung, rebellisch, das Leben und die wilde Nacht lag vor einem, und die NC drosch los: „I’m a steady rolling man, I roll both night and day…“ Aaaah – so würde es weitergehen, ein Leben lang…

Wenn auch vieles ganz anders gekommen ist, die NC Brown Band bietet bei ihren Konzerten eine Zeitreise in diese glorreiche Vergangenheit. Auch wenn ihr Sound und Spiel heute wesentlich filigraner ist als früher, auch wenn heute sogar ein Streichquartett kunstvoll integriert wird, auch wenn die Halle bestuhlt ist – die alte Magie wirkt noch immer und zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Fans. Und ich könnte schwören, dass die meisten von ihnen nach dem Konzert mindestens 10 Jahre jünger aussehen…“ Fee Kuhn

 

 

 

Jennifer Rostock im Löwensaal in Nürnberg:
Fetziger Punk-Rap-Rock gegen Rechts und zeitgeistige Rockballaden

Jenniferrostock und Band begesiterten am vergangenen Freitag im Löwensaal in Nürnberg. Fotos: Rock-O-Foto

Trotzig nennt die Band von der Insel Usedom, Jennifer Rostock, ihr neues Album „genau in diesem ton.“, womit die fünf Wahlberliner ein Statement – musikalisch und zeitgeistig – abgeben zwischen Glam-Punk-Rap und sexy Electro-Rock. Voller Energie mit einer grandiosen Bühnenshow gab es im komplett ausverkauften Löwensaal die explosive Urgewalt dieser Band im „genau in richtigen Ton“ live zu erleben.

Temperarmentvooll, sexsy, aussagekräftig: ennifer Rostock im ausvrkauften löwensaal in Nürnebrg. Fotos: Rock-O-Foto

Dabei gab es Hymnen auf jene Menschen zu hören, die sich leidenschaftlich ins Leben werfen und um eine klare Haltung kämpfen: „Silikon gegen Sexismus“ oder „Wir sind alle nicht von hier“ – Messages von Frontfrau „Hengstin“ Jennifer Weist mit viel Sex gespickt und mit Schnaps geölt.
Youtube-Tipps:  https://www.youtube.com/watch?v=GICbuIHMGrQ  und  https://www.youtube.com/watch?v=xxH2K4oH8z0  und  https://www.youtube.com/watch?v=TkN-pn0mKcM
+++++ Nora Gomringer & Günter „Baby“ Sommer in der Freiheitshalle in Hof: Grimms Wörter hoch aktuell

Nora Gomringer und Günter „Baby“ Sommer in Hof. Bilder: Rock-o-Foto

Eine außerordentlich fesselnde Performance von Nora Gomringer & Günter Baby Sommer zu „Grimms Wörter“ von Günter Grass am war am 5.2. in Hof zu erleben.
In der Freiheitshalle bot die Bachmann-Preisträgerin eine mit vielen Schlagwerkinstrumenten inszenierte Lesung. Es handelte sich um eine Text-Klang-Komposition, facettenreich gesprochen von der Lyrikerin und Poetry-Slam-Spezialistin, begleitet von der Dresdner Free-Jazz-Legende Günter „Baby“ Sommer. Worte und Musik flossen spannungsreich ineinander, rieben sich aneinander und trieben sich gegenseitig sich an, verstärkten und besänftigten sich wechselseitig. „Grimms Wörter“ verloren dabei quirlig das Grass’sche Granteln und wirkten assoziativ hoch aktuell.