Franken-Szene: Marching for Gerd + Fee’s NC-Hommage + Jennifer & Nora
FrankenSzene by MADDERS/rock-o-foto
Gerd Huke zu Grabe getragen – Beerdigung von Wendelsteins Festival-Macher
Wendelstein/Nürnberg Es war ein schwerer Gang von der Aussegnungshalle zum Grab, eine Marching Band im New Orleans-Stil, angeführt vom NC Brown-Trompeter Udo Schwendler, ging voraus und spielte zum Finale „When The Saints Go Marching In“.
NC Brown Blues Band – mehr als eine Band
„Bin echt gespannt, wie die Band mit Klavier klingt!“ Das war so ziemlich der erste Satz, den ich Anfang der 80er Jahre zu dem mir bis dato völlig unbekannten Mike Kuhn sagte. Gerade hatte ich erfahren, dass er anstelle des ausgestiegenen Rhythmusgitarristen Manni Pickel zu meiner damaligen Lieblingsband stoßen sollte. „Wie soll’s denn scho klingen – wie mit Klavier halt!“ – so die fränkisch-charmante Antwort meines späteren Ehemannes…
Noch heute fragen sich manche, meist jüngere, Blues-Epigonen, wie es diese Band schafft, in den fast 40 Jahren ihres Bestehens mit gefühlten 20 gecoverten Songs regelmäßig und mühelos Säle oder Biergärten zu füllen. Ohne Frage, die NC, gesprochen „Enzi“- wie sie von ihren Fans genannt wird, ist eine Institution. Eine charismatische. Wie sie dazu geworden ist?
Nun, erst mal natürlich durch ihre Musik. Blues kannte man in Franken ja schon durch die Martin Philippi Blues Band, von der ja etliche NC-Musiker stammen. Aber nun kam eine geballte Ladung Power dazu – ein fast schon punkiger Rock-Drive, der direkt ins Tanzbein fuhr.
Dazu die Musiker-Persönlichkeiten und die Band-Chemie. Besonders die schlagfertigen Chris Schmitt, Reinhold Engelhard und die unvergessenen Walti Schneider (b) und Dieter Riedel (tr) lieferten sich auf der Bühne in breitestem Fränkisch teils sehr persönliche und völlig spontane Wort-Duelle – das Publikum krümmte sich vor Lachen! Oft wurden sich Erlebnisse vom Gig des Vorabends um die Ohren gehauen. Das war Comedy vom Feinsten und bot dem geneigten Zuhörer gleichzeitig die Möglichkeit, am teils exzessiven Tourleben der Helden teilzunehmen. Sex, Drugs & Rock’n’Roll sozusagen, in ihrem Fall bestanden die Drugs hauptsächlich aus Bier, das jedoch in größeren Mengen. Einmal, vor einem Gig in einem kleineren Club, machte man klar, dass das Bier natürlich umsonst sein müsse. „Geht in Ordnung“, meinte der Wirt, „Ihr werdet ja nicht gleich 100 Bier trinken.“ Nun, es wurden dann über 120 Bierchen… Und Groupies gab es damals auch noch – ein schöner Brauch, heute leider fast ausgestorben.
Klar, dass diese Band auf allen damals wichtigen Veranstaltungen auftrat: dem PLÄRRER-Festival des damals noch als subversiv geltenden Stadtmagazins, dem DKP-Fest, den großen Anti-Wackersdorf-Demos – nach einem Auftritt dort roch unsere Wohnung noch tagelang nach Tränengas, das sich in Kleidung und Equipment festgesetzt hatte… und vielen anderen mehr.
Eine spannende Zeit war das – nicht nur für die NC, auch für die Fans. Man war jung, rebellisch, das Leben und die wilde Nacht lag vor einem, und die NC drosch los: „I’m a steady rolling man, I roll both night and day…“ Aaaah – so würde es weitergehen, ein Leben lang…
Wenn auch vieles ganz anders gekommen ist, die NC Brown Band bietet bei ihren Konzerten eine Zeitreise in diese glorreiche Vergangenheit. Auch wenn ihr Sound und Spiel heute wesentlich filigraner ist als früher, auch wenn heute sogar ein Streichquartett kunstvoll integriert wird, auch wenn die Halle bestuhlt ist – die alte Magie wirkt noch immer und zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Fans. Und ich könnte schwören, dass die meisten von ihnen nach dem Konzert mindestens 10 Jahre jünger aussehen…“ Fee Kuhn
Jennifer Rostock im Löwensaal in Nürnberg:
Fetziger Punk-Rap-Rock gegen Rechts und zeitgeistige Rockballaden
Youtube-Tipps: https://www.youtube.com/watch?v=GICbuIHMGrQ und https://www.youtube.com/watch?v=xxH2K4oH8z0 und https://www.youtube.com/watch?v=TkN-pn0mKcM
Eine außerordentlich fesselnde Performance von Nora Gomringer & Günter Baby Sommer zu „Grimms Wörter“ von Günter Grass am war am 5.2. in Hof zu erleben.
In der Freiheitshalle bot die Bachmann-Preisträgerin eine mit vielen Schlagwerkinstrumenten inszenierte Lesung. Es handelte sich um eine Text-Klang-Komposition, facettenreich gesprochen von der Lyrikerin und Poetry-Slam-Spezialistin, begleitet von der Dresdner Free-Jazz-Legende Günter „Baby“ Sommer. Worte und Musik flossen spannungsreich ineinander, rieben sich aneinander und trieben sich gegenseitig sich an, verstärkten und besänftigten sich wechselseitig. „Grimms Wörter“ verloren dabei quirlig das Grass’sche Granteln und wirkten assoziativ hoch aktuell.
Letzte Kommentare