Schwabach-Spezial: Schmitt-Bussinger:“Wollen frei und ohne Angst leben“

SchwabachSpezial by MADDERS.de

++++++ Schwabach-Protest gegen Terror und Fremdenhass – 17.1.2015

Hatten am Tag vor der Kundgebung ihre Soldidarität in Frankreich bekundet: Peter Merkel, Diane Summa, Enzo Olmorisi und Karlheinz Odörfer (v.l.) Foto: Hertlein

Hatten am Tag vor der Kundgebung bereits  ihre Solidarität für die Charlie-Opfer jüngst in Paris bekundet: Peter Merkel, Diane Summa, Enzo Olmorisi und Karlheinz Odörfer (v.l.) Foto: Hertlein

Lebendiges Schwabach, 17.1.2015! Eine Stadt hält zusammen und setzte mit einem Marsch vom Marktplatz über die Alte Synagoge zur Moschee ein deutliches Zeichen gegen Terror und Fremdenhass. Axel Rötschke (Stadtratspfleger für Integrationsangelegenheiten) hatte den Protestmarsch am Samstagmittag, zusammen mit dem Integrationsrat, organisiert. Fotos: Matthias Hertlein 

Schwabach Madders Foto
Schwabach Madders Foto
Schwabach Madders Foto
Schwabach Madders Foto

 

Live und ausführlich berichtetet  Uschi Kaiser -Biburger von der Demonstration (fünf Bilder)uschi11 uschi5

Beachtlich war die Resonanz von etwa 500 Teilnehmern auf den kurzfristig gestellten Aufruf des Schwabacher Integrationsbeirates und Axel Rötschke, dem städtischen Pfleger für Integrationsangelegenheiten, zur Demonstration unter dem Leitgedanken: „Nein zu Terror und Nein zu Fremdenhass – für freiheitlich-demokratische Grundwerte.“ Diesem Appell schlossen sich eine Vielzahl von Vereinen, Gruppierungen und Verbänden an, voran die muslimischen Vertreter von DITIB, die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Martin und die katholische Kirchengemeinde St. Sebald, der Synagogenverein der Stadt Schwabach, darüber hinaus Oberbürgermeister Matthias Thürauf, Rechtsrat Knut Engelbrecht, die SPD Schwabach, FDP Schwabach, CSU Schwabach, Bündnis90/Grüne Schwabach, Freie Wähler Schwabach, die Initiative für Demokratie gegen Rechtsextremismus, das Jugendzentrum Schwabach, Vertreter vom Asylcafé Schwabach, den Wirtschaftsjunioren Schwabach, Amnesty International sowie dem Gewerbeverein 1848 Schwabach und Umgebung.

Großes Bündnis gegen Terror und Fremdenhass. Fotos: Uschi Kaiser-Biburger

Großes Bündnis gegen Terror und Fremdenhass. Fotos: Uschi Kaiser-Biburger (5)

uschi3Treffpunkt war der Martin-Luther Platz. Hier bedankte sich zunächst Axel Rötschke für die große Resonanz auf diese Demonstration und den anschließenden Marsch durch die Innenstadt. Vom Integrationsbeirat erklärten Rezata Reimann, Soheila Jahani und Gabriele Beyers anschließend ihre grundsätzlich Haltung, die sie zu dieser Aktion motiviert habe. Sie seien als Schwabacher Bürgerinnen und Bürger über die brutalen Anschläge in Paris schockiert gewesen. Für sie sei es ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und die demokratische Grundwerte in Deutschland gewesen. Sie sprachen sich gegen eine Instrumentalisierung der Tat durch ausländerfeindliche Gruppierungen aus. Gerade weil sie dankbar seien, dass sie in dieser Stadt friedlich in ihrer Vielfalt miteinander leben könnten, was keineswegs selbstverständlich sei, seien dankbar, dass die Menschen hier den rechtsstaatlichen Schutz und die Bewahrung der Grundwerte erfahren dürften. Daher riefen sie allen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu: „Lasst uns gemeinsam das Vorbild des friedlichen Lebens ausstrahlen trotz und wegen dieser schrecklichen Tat. Diese Vielfalt der Menschen und Religionen ist der größte Reichtum in dieser Stadt.“ Oberbürgermeister Matthias Thürauf bedankte sich in seinem Grußwort für diese Initiative. Er freue sich über die bunte Mischung der Teilnehmer und der Tatsache, dass Vertreter aller drei Religionsgemeinschaft mitmachten.

uschi2Auch er verurteile den Pariser Anschlag, zumal er die Örtlichkeiten rund um den Supermarkt kenne, in der vier Menschen ermordet wurden. Dennoch „Es war kein Angriff der Muslime. Das war ein Angriff auf die Gesellschaft.“ Was Matthias Thürauf aber noch mehr bewegte, sei die Angst, die sich aus diesem Anschlag entwickeln könne. Daher müsse es die Aufgabe der Menschen in Schwabach sein, dass keine Stimmung der Angst entstehen könne. Deshalb sei er froh, dass es viele Persönlichkeiten gebe, die sich dafür engagierten. Yalcin Koc, Schwabacher Vorsitzender von DiTiB erklärte unmissverständlich: „Wir sind sehr erschüttert. Wir distanzieren uns von diesen Taten.“ Mit dem Hinweis auf den Koran und die Sure 5/32 machte er deutlich, dass diese Tat dem wahren Islam widerspreche. Denn hier werde klar die Anwendung von Gewalt oder Attentaten untersagt und zudem werde hier von keiner Rassentrennung gesprochen. Vielmehr gehe es um den Frieden und das Wohlergehen für die gesamte Menschheit. Respekt und Achtung seien elementare Bestandteile des Islams. Pfarrer Ralph Baudisch griff die diesjährige Jahreslosung auf: „Nehmt einander an“. Dabei sei aber die unbequeme Feindesliebe gemeint. In Anspielung auf die Pegida-Proteste meinte der evangelische Pfarrer, wer Angst vor einer Islamisierung in Deutschland habe, der müsse sich die Frage nach der Christianisierung stellen. „Ablehnen ist leichter. Deshalb sind wir dankbar für die Annahme und die Aktivitäten in Schwabach. Denn Eins-sein und Anders-sein gehören zusammen. Darum nehmt einander an!“ Ähnlich äußerte sich Domkapitular Alois Ehrl, als er auf ein Zitat von Isaak Newton verwies: „Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenige Brücken“. Nach dem Fall der Mauern habe man wieder neue Mauern aufgebaut, allerdings diesmal unter der Überschrift der Religion.

Großer Schwabacher Protest geegn Terror und Fremdenhass. Auch OB Matthias Thürauf war mittendrin. Fotos: Hertlein

Großer Schwabacher Protest gegen Terror und Fremdenhass. Auch OB Matthias Thürauf war mittendrin. Fotos: Hertlein

leb15.marsch4

Er forderte die Demonstrationsteilnehmer auf: „Wir sollten lernen, mit Unterschieden friedlich zurecht zu kommen.“ Alt-Oberbürgermeister Hartwig Reimann erinnerte als Vorsitzender des Synagogenvereins Schwabach an die dunkelste Zeit deutscher Geschichte. Die Konsequenz daraus aber sei das Grundgesetz mit seinen Grundrechten gewesen, die allen Menschen zustünden. Christel Hausladen-Sambale von Initiative „Für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ sprach die Bitte aus, darüber nachzudenken, ob nicht die gegenwärtigen Kriege die Ursache für diese Entwicklung sei Deshalb sollte man sich noch viel mehr für den Frieden in der Welt einsetzen. „Wir sollten uns bewusst machen, dass wir diese Welt nur gepachtet haben.“ beendete sie ihr Grußwort.

Die Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger sagte: „Wir alle haben die gleichen Werte. Wir alle wollen frei und ohne Angst leben. Dass wir eine freie, offene Gesellschaft sind, zeigt sich in der gelebten Solidarität.“ Deshalb rief sie dem großen Teilnehmerkreis ein Zitat des norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg zu: „Wir werden unsere Werte nicht aufgeben.“, vielmehr riet die Abgeordnete zu mehr Offenheit und Demokratie. Abschließend stellte Landtagsabgeordneter Karl Freller stellte fest, dass am Beginn allen Terrors der Menschenhass, die Menschenverachtung und der Radikalismus stehe. Daher sei es gut, dass in Schwabach die drei großen Religionen zusammenstehen. Denn „Wir haben für die Welt Verantwortung. We are the Family!“ Diese Gedankenansätze hätte man hier in Schwabach durchaus geschafft. Dies bestätige sich auch in der Teilnahme an dieser Demonstration, die einen Beitrag liefere, damit „auch die Kinder, die hier dabei sind, in einer friedlichen Zukunft aufwachsen können.“

Beendet wurde diese Demonstration mit dem Marsch durch die Innenstadt zur Alten Synagoge und zur goldenen Moschee, wo jeweils in einer Schweige-Minute verharrt wurde. UKB